Jungtauben wachsen wie von selbst heran. Dafür, dass es gesunde und leistungsstarke Hoffnungsträger werden, macht Vorbereitung Sinn. Ganz wichtig ist auch bei den Jungen der Grundsatz: Vorbeugen ist besser als heilen. Damit ist kein illegaler Medikamentengebrauch gemeint, sondern Planung, Versorgung und Untersuchungen schon bei den Zuchttauben.
Die besten Jungtauben wachsen aus guten und gut versorgten Zuchttauben heran. Damit das Immunsystem der Jungtauben so kräftig wie möglich wird, werden die Zuchttauben 2 bis 3 Monate vor der Anpaarung zumindest gegen PMV geimpft. Noch etwas mehr Abwehrkräfte bietet die RP-Vacc-Impfung. Impfungen sollten etwa 6 Wochen vor der Anpaarung abgeschlossen sein, bei der reinen PMV-Impfung ist eine Ausnahme möglich, hier sind es circa 3 Wochen.
Fatal kann es sein, den Zuchttauben zu wenig Aufmerksamkeit zu widmen: Auch bei diesen Tauben gilt es, regelmäßig Kotproben untersuchen zu lassen. Hier sind vor allem die Salmonellen eine Bedrohung. Daher sollte man bei jedem Zukauf erfragen, ob der Herkunftsbestand gegen Paratyphus impft. Ist das der Fall, und man möchte die Taube unbedingt erwerben, dann sollte man mit seinem Tierarzt besprechen, ob man nicht sicherheitshalber auch mit der Impfung beginnt.
Von der Politik erfahren Rassetauben, aber auch andere insbesondere Katzen, Kaninchen und Hunde gerade viel Gegenwind, da durch Inzucht zwar manche Eigenart sehr schnell verstärkt werden kann, aber zeitgleich Defekte massiv zunehmen. Die Brieftauben sind hier in der komfortablen Situation, dass sie in diesem Punkt nicht politisch von Verboten bedroht sind. Dennoch muss dem Geschehen viel Aufmerksamkeit gewidmet werden, besteht doch auch bei manchen Supertauben und Taubenlinien die Versuchung, eng zu verpaaren.
Brieftaubenhalter sind keine Geflügelhalter. Einerseits sind Brieftauben nach dem Tierarzneimittelrecht Heimtiere, andererseits gehören Brieftaubenreise und Geflügel nicht zusammen. Trotzdem ist Vorsicht geboten: Im Tierseuchenrecht und Futtermittelrecht sind Brieftauben dann doch „nur“ Tauben und keine Heimtiere - die Meldung bei der Tierseuchenkasse ist eine der daraus folgenden Pflichten.
Wo Hühner leben, ist oft die Rote Vogelmilbe nicht weit. Sie saugt nur nachts Blut und bleibt daher in benachbarten Taubenschlägen anfangs unbemerkt. Tagsüber putzen sich die Tauben vermehrt und man findet keine Parasiten im Gefieder, die Tauben wirken allerdings müde und es fehlt der Schwung, die Jungen wachsen nicht gut heran, einzelne werden blass und sterben, die Eltern laufen schon mal vom Nest und nach dem Training wollen die Tauben nur zögerlich in den Schlag zurück – all das können Hinweise auf die Rote Vogelmilbe sein. Je mehr man von diesen Symptomen beobachtet, desto wahrscheinlicher ist ein Befall. Hegt man nun einen Verdacht, dann kann man die Tauben gezielt im Dunkeln beobachten, denn durch die nächtlichen Milbenangriffe sind die Tauben unruhig. Zusätzlich schaut man unter Nistteller, Sitzstangenhalterungen oder in Sitzregale: Milben können nicht springen und bevorzugen des Nachts kurze Wege. Je weiter man von den Taubenschlafstellen entfernt noch Milben findet, desto massiver ist der Befall.
Gesundheitsmanagement
Jungtauben sind mit oder zumindest kurz nach dem Absetzen gegen Paramyxoviren zu impfen. Auf jeden Fall sollte der Impfschutz stabil sein, wenn die Tauben den ersten Freiflug erhalten. Dafür gilt es kurz zu rechnen. Die Impfung braucht 2 bis 3 Wochen, bis sie belastbar ist. Kauft man Junge zu, so muss man sich vergewissern, ob sie schon gegen PMV geimpft sind. Man sollte nicht einfach darauf vertrauen, sondern explizit nach dem Impfstatus fragen. Ideal ist es, wenn der Verkäufer einem ein korrekt ausgefülltes und legales Impfzeugnis zeigt, noch besser ist die Aushändigung einer Kopie! Ist man nach dem Kauf unsicher, so kann man die Tauben auch sicherheitshalber beim Tierarzt sofort impfen lassen. Selbst wenn sie schon geimpft waren, schadet die reine (zusätzliche) PMV-Schutzimpfung nicht, im Gegenteil: Sie verstärkt sogar den Schutz und kräftigt das allgemeine Immunsystem, welches durch den Bestandswechsel ohnehin beansprucht wird. Kurz formuliert: Gegen Paramyxoviren kann man nicht zu viel impfen. Das ist bei anderen Impfstoffen teilweise anders, aber für den PMV-Einfachimpfstoff kann man das so sagen, schließlich kann er im allerschlimmsten Fall sogar in die Erkrankung hineingeimpft werden (zur Verlaufsmilderung).
Bei Jungtauben ist darüber hinaus eine Schutzimpfung gegen Rotaviren, die Erreger der Jungtaubenkrankheit, empfehlenswert. Wenn man sich aber dazu entschließt, diese Impfung durchzuführen, ist es unerlässlich, sie wie vorgeschrieben zweimalig im Abstand von etwa 3 Wochen zu verabreichen. Nur so ist ein ausreichender Schutz sowohl gegen das Paramyxovirus als auch gegen das Rotavirus gewährleistet. Eine nur einmalige Impfung bietet somit keinen ausreichenden Schutz.
Was die Untersuchungen von Jungtauben angeht, so sollte es nicht einfach mit einem Kropfabstrich getan sein: Die Anfertigung eines frischen Kloakenabstriches sollte auf jeden Fall ebenfalls erfolgen, da auf diese Weise auf das Vorhandensein von Hexamiten hin untersucht werden kann. Hexamiten stellen vor allem bei jungen Tauben ein Problem dar und lassen sich nicht routinemäßig in der Kotprobe nachweisen (wobei es allerdings teils möglich ist, Flagellaten mittels des Spezialtests „Giardiennachweis“ im Kot zu diagnostizieren). Auch die Anzucht von Kropf- und Kloakenabstrichen auf Nährböden zur Anfertigung von Resistenztests sowie Untersuchungen auf Chlamydien sind sinnvoll.
Ein Resistenztest ermöglicht es bei Infektionen der Tauben während der Reise, ein wirksames Antibiotikum auszuwählen und somit die Vermeidung von nicht-wirksamen Mitteln. Das ist aus drei Gründen empfehlenswert: Erstens haben Antibiotika Nebenwirkungen (Organbelastungen), zweitens verschlechtert sich die allgemeine Situation bezüglich Resistenzbildungen und zum dritten birgt jede Antibiotikagabe das Risiko von Hefepilzinfektionen, bei Jungtauben ist die Gefahr nochmal deutlich höher als bei Alten. Wenn also mehrmals Antibiotika verabreicht werden, so potenzieren sich die Nebenwirkungen.
Hefepilze
Um noch einmal auf die Hefepilze zurückzukommen: In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme von Hefepilzinfektionen zu beobachten. In vielen Fällen ist das auf Medikamentenmissbrauch zurückzuführen, die Entwicklung von immer wärmeren Jahreszeiten könnte aber auch eine Rolle dabei spielen.
Aus diesen Gründen empfiehlt es sich, dem Hefewachstum durch Gabe von Kräutern (wie z.B. Oregano VET) grundsätzlich Einhalt zu gebieten und auf Antibiotikagaben weitgehend zu verzichten. Wenn die Hefen sich nämlich erst mal vermehrt haben, dann ist eine gründliche Therapie während der Reise eigentlich nicht mehr möglich, da sämtliche Pilzmedikamente für ihre vollständige Wirksamkeit über einen längeren Zeitraum (meist 2 bis 4 Wochen) gegeben werden müssten. Damit wäre die Reise erstmal gelaufen, sodass man normalerweise mit einer wenige Tage dauernden Therapie eine Reduktion der Hefen anstrebt und dem Immunsystem der Tauben die restliche Arbeit überlassen muss.
Autoren: Dr. Elisabeth Peus und Dr. Tim Schreiber
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